Sehr gut, wie ich finde... aber von Anfang an....
Als ich 2017 zum Yoga kam, war es keine Liebe auf den ersten Blick. Doch wurde Yoga zu meinem Anker. 2019, bevor die Diagnose rheumatoide Arthritis gestellt wurde und gar nichts mehr an Bewegungen ging, aufgrund vieler Entzündungen in den großen Gelenken wie Schulter, Hüfte, Knie. Ich hatte damals schon mit Meditation begonnen, da meine Gedanken schlimmer waren als eine Horde wilder Affen!!!
Denn Meditation gehört auch zum Yoga Weg. Wenn wir nach dem 8 gliedrigen Pfad von Patanjali gehen, kommt nach den Yamas, das sind die ethischen Regeln wie nicht verletzen, nicht stehlen, nicht ausnutzen, die Wahrheit sagen und nicht besitzergreifend zu sein, den Niyamas, das sind Regeln zur Persönlichkeitsentwicklung, zu denen Sauberkeit, Reinlichkeit gehören, aber auch Zufriedenheit, Disziplin, Selbsterforschung und Hingabe den den göttlichen Willen oder anders formuliert Selbsthingabe, Vertrauen zu entwickeln auch wenn das Leben es mal nicht gut mit Dir meint, den Asanas das sind die Körperübungen, das was viele unter Yoga verstehen, dem Pranayama , das sind die Atemübungen, Pratyahara dem Rückzug der Sinne nach innen, Dharana, der Konzentration, Dhyana, der Meditation und wenn wir das alles gemeistert haben, ist der Weg frei für Samadhi der Versenkung oder Erleuchtung.
Als ich dann im Oktober 2020 zur Reha durfte, hörte ich oft in den Patientenschulungen das Yoga für Rheumapatienten nicht empfohlen wurde. Außerhalb dieser Schulungen jedoch, waren viele Ärzte und vor allem die Therapeuten überzeugt davon, das Yoga sehr wohl ein gangbarer Weg für Patienten mit Rheuma jeglicher Couleur sein kann. Vielleicht sollte man nicht gleich mit einem sehr fordernden Yogastil wie dem Ashtanga Vinyasa Yoga starten, aber selbst da gibt es sehr gute Ausweichübungen die helfen Dich wieder beweglicher zu machen. Das einzig große Problem stellen wir selbst oft dar.
Unser Kopf der ständig plappert: "Lass das sein, mach das bloß nicht, sonst hast Du die nächsten Tage wieder Schmerzen!"
Vor 3 Jahren war ich noch so steif, das ich nicht mal mit den Händen in der Vorwärtsbeuge meine Knie berühren konnte. Heute mache ich eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Now. Klar bin ich nicht flexibel wie ein Gummiband, das werde ich vermutlich auch nie. Aber darum geht es auch nicht. Ich allein hätte mir nie das zugetraut, was ich heute an Körperübungen (Asanas) mache. Das verdanke ich meinem Lehrer Ravi Inder Singh, der von Anfang an an mich glaubte und sah was möglich ist, mich an meine Grenzen brachte, ohne sie jedoch zu überschreiten. Ich bin viele Jahre zuvor ständig über meine Grenzen geschossen, bis mein Körper schließlich reagierte und mich zwang auf ihn zu hören. Mich quasi komplett zur Ruhe brachte, indem ich mich nicht mehr bewegen konnte. Aber das Allerwichtigste sind die Gedanken mit denen wir uns so täglich umgeben. Ich steckte oft voller Wut und hatte keine Ahnung woher die kam. Dabei half mir die Meditation und eine 3 jährige Verhaltenstherapie.
Yoga ist einfach so viel mehr als nur " turnen" oder akrobatische Figuren zu können. Manchmal ist ein ausgedehntes Savasana (Schlußentspannung) nach einem anstrengenden Tag schon ausreichend und eben auch Yoga.
Diese kurze Auszeit nehme ich mir gerade auch des Öfteren. Wir haben in der Yogaausbildung jetzt zwar drei Monate Sommerpause, aber an pausieren ist nicht zu denken. Ich habe zwei Themen für die schriftlichen Hausarbeiten bekommen, Sivananda Yogastunde inkl. Rishikeshreihe und eine Ashtanga Vinyasa Yogastunde. An denen ich jetzt schon eine ganze Weile sitze. Gerade habe ich drei Wochen Urlaub und in der ersten Woche war ich jeden Tag mit den Hausarbeiten beschäftigt. Schreiben, ausarbeiten, korrigieren, Fotos machen, diese bearbeiten und einfügen ect.pp. Dann habe ich mich endlich dazu durchgerungen die Ashtanga Vinyasa Yogastunde in Angriff zunehmen. Ich habe mich davor gedrückt, weil es für mich ein sehr harter und anstrengender Yoga Stil ist. Ich bin auf Leistung konditioniert und habe nicht 3 Jahre psychotherapeutischer Behandlung hinter mir um da wieder reinzurutschen. So waren meine Gedanken dazu. Nicht ganz unbegründet, wenn man bedenkt das im Ashtanga sechs mal die Woche praktiziert wird, nur Sonntags ist Ruhepause. Was ich ja aber im Grunde auch schon mache, da mir die morgendliche Yogapraxis einfach so gut tut, aber eben nicht 1,5 Stunden morgens.
Nun hatte ich sehr gute Unterstützung einer sehr lieben Dozentin von mir, die meinen Knoten im Kopf entwirrte. Sie schickte mir ganz tolle Videos, das ich sehen konnte wie Ashtanga auch praktiziert werden kann. Das war nur eine ganz kurze Sequenz von 25 Minuten, aber das ist schon ausreichend, denn unser Leben lässt nicht täglich eine 1,5 stündige Yogapraxis zu. Aber was soll ich sagen, seit zwei Wochen übe ich nun fast jeden Tag Ashtanga, 1,5 Stunden morgens. Das ist auch nur jetzt im Urlaub möglich oder aber wenn ich Spätdienst habe.
Langsam fühle ich mich immer mehr rein und als ich am Freitag mit Freundinnen meine selbst zusammengestellte Ashtanga Sequenz unterrichtete, fanden sie es zwar anstrengender als eine Sivananda Yogastunde, aber auch sehr schön. Klar ist es nicht ganz einfach sich alle Übungen zu merken, aber das kommt nach und nach.
Ich merke einfach, das mir diese Übungen sehr zugute kommen, wenn ich sie praktiziere. Nicht umsonst heißt die 1.Serie im Ashtanga, Yoga Chikitsa=Yoga Therapie. In die Sivananda Yogastunde jedoch habe ich mich schon verliebt, bevor ich wusste das es Sivananda Yoga ist. Ich war letzten Oktober im Yogaurlaub und da wurde die Rishikeshreihe unterrichtet. Das war so großartig jetzt in der Ausbildung zu lernen worin ich mich verliebt habe.
Ich hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Einblick geben was möglich ist, trotz chronischer Erkrankung. Es kommt darauf an was Du daraus machst.
Namasté Anja